
SEO im Zeitalter von Googles KI: Ein neues Regelwerk
Googles KI verändert die Spielregeln der organischen Suche, aber sie macht SEO nicht überflüssig. Im Gegenteil: Zentrale SEO-Disziplinen sind wichtiger denn je; sie funktionieren nur in einem neuen Kontext.

Sven ist Content Strategist bei UnitedAds. Sein Fokus liegt darauf, Zielgruppen durch relevanten Content nachhaltig zu binden und die digitale Sichtbarkeit zu erhöhen. Er verbindet kreatives Storytelling mit fundierter SEO-Expertise, um messbare Marketingziele zu erreichen.
Googles KI verändert die Spielregeln der organischen Suche, aber sie macht die Suchmaschinenoptimierung (SEO) nicht überflüssig. Im Gegenteil: Zentrale SEO-Disziplinen sind wichtiger denn je; sie funktionieren nur in einem neuen Kontext. Das musst du wissen.
Was gleich bleibt
Die Grundlagen von SEO – wie die Sicherstellung der Indexierung, die Gestaltung überzeugender Snippets und die Verwendung strukturierter Daten – bleiben das unerlässliche Fundament für Sichtbarkeit. Wenn du willst, dass die Google-KI deine Inhalte überhaupt in Betracht zieht, musst du diese technischen und semantischen Grundlagen perfekt beherrschen.
Was sich ändert
KI-gestützte Antworten werden durch einen dynamischen Prozess namens „Fan-Out" generiert. Bei einer komplexen Nutzeranfrage führt die Google-KI mehrere Suchen gleichzeitig durch, prüft Dutzende von Quellen und entscheidet für jede einzelne, wie tief sie analysiert wird. Dieser Prozess umfasst vier verschiedene Zugriffsebenen, die die KI je nach Bedarf kombiniert.
| Zugriffsebene | Beschreibung | SEO-Relevanz |
|---|---|---|
| 🧠 Systemwissen | Informationen, die während des Trainings des Modells aufgenommen wurden (eine benutzerdefinierte Version von Gemini 2.5). | Indirekt beeinflussbar für zukünftige Modelle durch E-E-A-T-Signale, Markenerwähnungen, thematische Autorität und konsistente Zitate. Entscheidend, um deine Marke und Themen in der Wissensbasis der KI zu verankern. |
| 📝 Snippet (SERP) | Der Titel, die Meta-Beschreibung und die Rich Snippets, die auf der Suchergebnisseite angezeigt werden. | Extrem steuerbar. Dies ist oft der entscheidende Faktor, um in eine KI-Antwort aufgenommen zu werden. |
| 🗂️ Strukturierte Daten | schema.org-Markup, das von Google indexiert wurde. | Hochrelevant für Produktdaten, Veranstaltungen, Rezepte, FAQs und mehr. Die KI bevorzugt saubere, organisierte Daten. |
| 📄 Indexierter Fließtext | Der vollständige HTML-Inhalt einer Seite, der im Google-Index gespeichert ist. | Semantisch steuerbar. Inhalte müssen so strukturiert sein, dass sie von der KI leicht zitiert oder zusammengefasst werden können. Klare Aussagen, eigenständige Abschnitte und ein logischer Aufbau sind wichtiger denn je. |

"Der größte Fehler, den Unternehmen jetzt machen, ist zu glauben, dass ihre alten SEO-Strategien einfach weiterhin funktionieren werden. Die vier Zugriffsebenen der KI sind kein theoretisches Konzept – sie entscheiden täglich darüber, welche Marken in KI-Antworten erscheinen und welche unsichtbar bleiben."
Sven Nossek
Content Strategist
Wie der KI-Such-Agent von Google arbeitet 🕵️♀️
Googles KI zaubert Antworten nicht einfach aus dem Nichts. Sie agiert als hochentwickelter Such-Agent, der einem strukturierten Prozess folgt, um Informationen zu finden, zu filtern und zu synthetisieren.
Der „Fan-Out": Aus einer Anfrage werden viele
Wenn du eine komplexe Frage stellst, erstellt die KI automatisch mehrere verwandte Suchanfragen, um das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Diese Anfragen sendet sie an die Google-Suche und erhält eine Liste von 50–100 potenziellen Quellen. Dieser „Fan-Out"-Prozess ermöglicht es ihr, eine breite Informationsbasis zu sammeln, bevor sie überhaupt mit der Formulierung einer Antwort beginnt.
Zugriffstiefe: Nicht jede Seite wird gründlich geprüft
Die KI hat keine Zeit, jede Seite von oben bis unten zu lesen – und es wäre zu teuer. Stattdessen trifft sie eine schnelle, situative Entscheidung darüber, wie tief sie jede Quelle analysiert. Viele Quellen werden nur oberflächlich überflogen, während andere für eine gründlichere Prüfung ausgewählt werden.
Der Filter: Warum schwache Snippets das Todesurteil sind
Unmittelbar nach dem Fan-Out filtert die KI ungeeignete Quellen aus. Eine Seite kann disqualifiziert werden, wenn sie:
- Thematisch irrelevant erscheint.
- Nicht vertrauenswürdig wirkt.
- In ihrem Snippet keine nützlichen Informationen liefert.
Ein vages oder generisches Snippet kann dazu führen, dass deine Seite abgelehnt wird, bevor die KI überhaupt deren Inhalt prüft. Umgekehrt kann ein gut formuliertes, informatives Snippet deiner Seite eine tiefere Analyse verschaffen.

"Wir sehen in unseren Projekten regelmäßig, dass selbst inhaltlich überlegene Seiten ignoriert werden, wenn ihr Snippet schwach ist. Die KI trifft diese Entscheidung in Millisekunden. Ein präzises, informatives Snippet ist heute nicht mehr 'nice to have' – es ist der Türöffner zur KI-Sichtbarkeit."
Sven Nossek
Content Strategist
Eine entscheidende Einschränkung: Kein Live-Browser
Die KI hat keinen Live-Webbrowser. Sie stützt sich ausschließlich auf die im Google-Index gespeicherten Inhalte. Wenn deine Seite nicht gecrawlt und indexiert wurde, ist sie für die KI völlig unsichtbar, selbst wenn du die URL direkt in deiner Anfrage erwähnst.
Die vier Zugriffsebenen der KI: Wie tief geht das System?
Die KI wählt dynamisch aus vier „Zugriffsebenen", basierend auf der Nutzeranfrage und der Qualität der Quelle.
Systemwissen
Dies sind Informationen, die während des Trainings vollständig in das KI-Modell aufgenommen wurden. Die ursprüngliche Quelle, URL und der Autor gehen dabei oft verloren, ähnlich wie die Borg aus Star Trek Wissen assimilieren, aber die individuelle Identität auslöschen. Die KI generiert selten Links aus ihrem Systemwissen, da das Erstellen einer URL aus Wahrscheinlichkeiten riskant ist und zu fehlerhaften Links führen könnte.
Snippet (SERP-Inhalte)
Bei vielen einfachen Fragen verwendet die KI nur den Titel, die Meta-Beschreibung und Rich Snippets von der Suchergebnisseite. Dein Snippet hat nun eine doppelte Aufgabe: einen Menschen zum Klicken zu bewegen und den KI-Agenten davon zu überzeugen, dass deine Seite eine wertvolle, zitierfähige Quelle ist.
Strukturierte Daten (schema.org)
Wenn deine Seite saubere, indexierte strukturierte Daten enthält (wie Produktpreise, Bewertungen oder Rezeptzutaten), wird die KI diese Informationen oft direkt extrahieren. Dies ist für die KI ein schnellerer und zuverlässigerer Weg, um an spezifische Fakten zu gelangen, als Absätze von Text zu analysieren.
Indexierter Fließtext
Bei komplexen Anfragen, die Nuancen, Vergleiche oder ein tiefes Kontextverständnis erfordern, greift die KI auf den vollständigen HTML-Snapshot deiner Seite aus dem Google-Index zu. Dies ist der ressourcenintensivste Modus, der nur dann zum Einsatz kommt, wenn Snippets und strukturierte Daten nicht ausreichen.

"Viele unserer Kunden unterschätzen, wie wichtig die semantische Struktur ihres Contents geworden ist. Die KI sucht nicht nach 'gutem Content' – sie sucht nach zitierbarem, extrahierbarem, verwertbarem Content. Jeder Absatz sollte für sich allein verständlich sein, denn die KI liest selten linear."
Sven Nossek
Content Strategist
Warum selbst einfache Fragen eine Suche auslösen können
Du könntest meinen, die KI würde die Frage „Was ist die Hauptstadt von Frankreich?" aus ihrem internen Wissen beantworten. Tests zeigen jedoch, dass sie selbst bei einfachen Fakten oft eine Websuche durchführt. Dafür gibt es strategische Gründe:
- Faktische Untermauerung: Das Zitieren einer zuverlässigen Quelle wie Wikipedia verleiht zusätzliche Glaubwürdigkeit.
- Transparenz: Die Angabe von Quellen macht die Antwort für den Nutzer nachvollziehbar.
- Rechtliche Absicherung: Durch das Zitieren von Quellen kann Google argumentieren, dass es Inhalte nicht „stiehlt", sondern referenziert, was Kritik von Publishern entgegenwirkt.
Dieses Verhalten ist ein wesentlicher Unterschied zwischen der Google-KI und anderen Modellen wie ChatGPT, die einfache Fragen in der Regel aus ihrem internen Wissen beantworten, ohne externe Links anzugeben.

"Was wir hier beobachten, ist die Demokratisierung der Sichtbarkeit – und gleichzeitig ihre Komplexität. Kleinere, spezialisierte Seiten haben jetzt die Chance, große Brands zu überholen, wenn sie die Mechaniken verstehen. Aber es erfordert ein komplett neues Denken über Content, Struktur und Autorität."
Sven Nossek
Content Strategist
Fazit: SEO ist nicht tot, sondern komplexer
Sichtbarkeit im Google AI Mode hängt nicht mehr von einem stabilen Ranking ab. Es geht darum, im exakten Moment der Antwortgenerierung die relevanteste und effizienteste Quelle zu sein.
Dein Erfolg hängt nun von einer vielschichtigen Strategie ab:
- Technische Exzellenz: Eine einwandfreie Indexierung und saubere strukturierte Daten sind nicht verhandelbar.
- Semantische Klarheit: Schreibe Inhalte, die klar, gut strukturiert und für eine KI leicht zu zitieren sind.
- Snippet-Strategie: Optimiere deine Snippets so, dass sie sowohl Menschen als auch KI-Such-Agenten ansprechen.
- Authoritätssignale: Baue Vertrauen und Autorität in deiner Nische auf.
Die Herausforderung für SEOs verlagert sich von der Verfolgung von Rankings hin zum Verständnis von Nutzerabsichten und Antwortmustern. Die Zukunft der Suche ist hochgradig personalisiert, und Erfolg erfordert einen tieferen, kontextbezogenen Ansatz. Um bei der Sichtbarkeit zu gewinnen, musst du verstehen, wie Antworten entstehen.


